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Impfstoff-Forschung Künstliches Enzym aus Leipzig hilft im Kampf gegen Corona

Eine Leipziger Biotechfirma stellt auf der Alten Messe ein künstliches Enzym her, das in der Impfstoff-Produktion gegen das Coronavirus zum Einsatz kommt. Die Nachfrage nach „Denarase“ hat sich in den vergangenen Wochen mehr als verdoppelt.

Marc Struhalla, Geschäftsführer der Leipziger Biotech-Firma c-LEcta, vor einem Bioreaktor. Nach dem Grundprinzip eines Braukessels, in dem Hefen zum Stoffwechsel angeregt werden, lassen sich darin Mikroorganismen unter genau festgelegten Bedingungen kultivieren. Quelle: Susanne Nürnberg

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Leipzig

Die Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus läuft weltweit auf Hochtouren. Das merkt auch die Leipziger Biotechnologie-Firma c-LEcta: In ihren Laboren stellen die Mitarbeiter unter anderem ein Enzym her, das die Pharmaindustrie in der Impfstoff-Produktion einsetzt.

„Die Nachfrage hat sich in zwei Monaten mehr als verdoppelt“, sagt Marc Struhalla. Der 45-jährige Geschäftsführer von c-LEcta ist selbst promovierter Biochemiker und hat das Unternehmen 2004 mit einem Kollegen als Uni-Ausgründung gestartet. Auf der Alten Messe haben die Fachleute beispielsweise ein Enzym entwickelt, das einem Süßstoff der Stevia-Pflanze die Bitternote nimmt. Ein großer Getränkekonzern süßt damit eine vermeintlich gesunde Variante seiner Limonade.

Ein Enzym, das im Dienste der Gesundheit zerstört

Doch aktuell ist c-LEcta vor allem damit beschäftigt, für die Impfstoff-Produktion einen Mikroorganismus zu fabrizieren, dessen Wirkung schon im Namen steckt: Denarase. Das Enzym radiert Erbinformationen einer Zelle aus – „DNA erase“ sozusagen. „Es ist äußerst effizient und häckselt Nukleinsäuren regelrecht klein“, erklärt Struhalla. Der Stoff wird auf die DNA von Bakterien angesetzt, nachdem diese ihre Arbeit im Dienste der Wissenschaft vollbracht haben.

Zuvor sind die genetisch umprogrammierten Bakterien fast wie die Hefe beim Brotbacken zum Einsatz gekommen: Genau genommen sind sie es, die den Impfstoff herstellen. Dabei hinterlassen sie jedoch ihre Erbinformation – und die muss wieder weg, bevor der Mensch mit dem Präparat geimpft wird. Hier kommt „Denarase“ ins Spiel.

Struhalla siedelt den Umsatz mit dem Enzym seit Beginn der Corona-Krise im siebenstelligen Euro-Bereich an. Mehr als 5000 Euro kostet eine Dosis von 20 bis 25 Millilitern. Allerdings sei es momentan schwierig, die Pharmakonzerne in aller Welt damit zu beliefern. „Die logistische Herausforderung beschäftigt uns sehr“, sagt Struhalla. Die Nachfrage sei vor allem aus den USA groß, doch die Zahl der Frachtflüge über den Atlantik ist wegen der Pandemie stark reduziert. Überdies sind nur spezialisierte Dienstleister qualifiziert, die teure Flüssigkeit gekühlt und sicher zu transportieren.

Die Produktion lässt sich nicht ins Home-Office verlagern

Auch die Herstellung des Enzyms geht in Zeiten von Corona nicht wie sonst von der Hand: Immerhin steht Struhalla in der Verantwortung, seine rund 80 Mitarbeiter so gut wie möglich vor einer Infektion zu schützen. Ein Drittel von ihnen arbeitet daher zu Hause, Dienstreisen sind gestrichen, „aber die Produktion lässt sich nicht ins Home-Office verlagern“, sagt der Firmenchef.

Im Labor gelten daher Abstandsregeln. Die Belegschaft ist in mehrere Funktionsbereiche aufgeteilt, deren Mitarbeiter jeweils unter sich bleiben. „Damit im Fall einer Infektion nicht alle in Quarantäne und wir nicht den gesamten Betrieb lahmlegen müssen“, erklärt Struhalla. Zum Glück habe man rechtzeitig begonnen, hohe Lagerbestände an „Denarase“ aufzubauen. Immerhin wird das Enzym, das die Leipziger Experten produzieren, gerade jetzt dringend gebraucht.

Von Mathias Wöbking

Quelle: LVZ+ online am 05.04.2020

 


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