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EY Biotechnologie-Report 2022: Biotech-Höhenflug geht weiter – aber auf etwas niedrigerem Niveau

Es ist der zweithöchste Wert aller Zeiten: 2,4 Milliarden Euro hat die deutsche Biotech-Branche als Kapital aufgenommen. Die Biotech-Unternehmen treten vermehrt als Käufer auf und der Fachkräftemangel verstärkt sich: Alle Ergebnisse der Analyse wurden nun im Deutschen Biotechnologie-Report 2022 veröffentlicht.

Im Kampf gegen Corona zeigte die deutsche Biotech-Branche, was sie kann. Aber auch ohne die Ausnahmefinanzierungen für die Impfstoffentwicklung gegen COVID19 entwickeln sich die Unternehmen weiter und zeigen, dass sie zu den Innovationsmotoren Deutschlands gehören. Nach 2020, mit rund 3,1 Milliarden Euro dem Rekordjahr bei der Kapitalaufnahme, sammelten die Unternehmen im vergangenen Jahr 2,4 Milliarden Euro ein – das zweitbeste Jahresergebnis aller Zeiten. Gegenüber 2019 stieg die Finanzierung um 170 Prozent. Der Höhenflug geht also weiter, wenn auch leicht gebremst.

Betrachtet man die beiden COVID19-Impfstoffentwickler BioNTech und CureVac, relativiert sich auch der vermeintliche Einbruch in der Finanzierung durch Börsengänge, Venture Capital, Folgefinanzierungen und Wandelanleihen: Vor einem Jahr vereinigten die beiden Firmen rund die Hälfte (51 Prozent) der Gesamtkapitalaufnahme auf sich. In diesem Jahr sind es dagegen lediglich 18 Prozent. 2021 konnte unter anderem beim Risikokapital eine gleichmäßigere Verteilung der Investitionen beobachtet werden – auf verschiedene Unternehmen und verschiedene Therapiegebiete.

Das sind Ergebnisse des Deutschen Biotechnologie-Reports 2022 der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.

Zwar haben einzelne Unternehmen weiterhin einen überproportionalen Einfluss innerhalb der deutschen Biotech-Branche. Aber: „Im Gegensatz zu früheren Jahren bestimmen nicht allein Einzelereignisse die Finanzierung. Das ist ein deutliches Zeichen für die Stabilität der Branche und das Vertrauen des Marktes in die Unternehmen“, sagt Dr. Alexander Nuyken, EY-Partner und Leiter Life Sciences Strategy & Transactions in der Region EMEIA.

Vertrauen, das nicht zuletzt durch den Kampf gegen Corona und für die Gesundheit gewonnen wurde. Die neuartigen Impfstoffe, die bei der Rückkehr in unseren gewohnten Alltag helfen, zeigen über den Einsatz gegen COVID19 hinaus das Potential neuartiger Therapien. Doch längst beschränken sich die Aktivitäten deutscher Biotechs nicht nur auf den Pharma- und Gesundheitsmarkt. Sie bringen innovative Technologien auch in andere Sektoren wie Landwirtschaft, Nahrungsmittelindustrie und die Chemiebranche – und damit in fast alle Lebensbereiche.

Vier Börsengänge im Wert von fast 700 Millionen Euro

Zwar gingen die Summen bei Folgefinanzierungen (874 Millionen Euro, minus 43 Prozent), Risikokapitalfinanzierung (752 Millionen Euro, minus 15 Prozent) und Wandelanleihen (139 Millionen Euro, minus 71 Prozent) allesamt gegenüber dem Rekordjahr 2020 zurück. Erfreulich ist aber, dass vier Börsengänge insgesamt 667 Millionen Euro einbrachten. Dies bedeutet einen Anstieg von 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es ist zugleich auch die höchste jemals erreichte IPO-Kapitalaufnahme durch jeweils zwei Erst- und Zweitnotierungen an der NASDAQ. Außerdem anzumerken: „Bei der Frühphasenfinanzierung ist ein deutlicher Trend weg vom so genannten ,Drip Feeding‘ zu erkennen“, so Nuyken: „Unternehmen erhalten von Anfang an die nötigen finanziellen Mittel, um direkt die erforderlichen Fortschritte in ihrer Entwicklung zu ermöglichen.“

Neben starken Wachstumszahlen beim Umsatz börsennotierter Biotechs (plus 551 Prozent) stiegen hier auch die Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf 2,76 Milliarden Euro (plus 89 Prozent). Weniger positiv entwickelte sich das Allianzvolumen: Nach fast 7 Milliarden Euro im Vorjahr stehen für 2021 lediglich 3,39 Milliarden zu Buche – ein Minus von 51 Prozent. Dass Partnerschaften zwischen Unternehmen trotzdem weiter wichtig sind, zeigt die leicht angestiegene Zahl der Deals. Gegenüber dem Tiefststand von 2020, als es 33 waren, waren es im vergangenen Jahr 48.

Nuyken: „Damit war die Entwicklung in Deutschland gegenläufig zum globalen Trend. Hauptgrund für diese schwache Entwicklung ist ein immer noch relativ starker Markt für Fusionen und Übernahmen in Deutschland sowie die relativ starke Kapitalausstattung der Unternehmen, die es erlauben mehr Wegstrecke in der Entwicklung alleine zu gehen. Insgesamt wird der globale Trend zu mehr Partnerschaften aber auch an Deutschland nicht vorbeigehen. Fusionen und Übernahmen, Börsengänge und Partnerschaften befinden sich in einem ständigen Wettbewerb miteinander und der Einbruch im Kapitalmarkt und hohe Bewertungen für Zusammenschlüsse und Zukäufe stärken Partnerschaften als Alternative.“

Deutsche Biotechs treten vermehrt als Käufer auf

Innovative Technologieplattformen waren, wie auch schon in den vergangenen Jahren, die Werttreiber bei den Allianzen der deutschen Biotechs – das zeigte sich insbesondere bei den Mega-Deals (über 500 Millionen Euro).

Wie im Vorjahr gab es auch im Bereich Fusionen und Übernahmen einen Mega-Deal: MorphoSys übernahm für 1,41 Milliarden Euro das US-Unternehmen Constellation Pharmaceuticals. Vier weitere Deals lagen außerdem noch über der Marke von 100 Millionen Euro, insgesamt stieg das Gesamtvolumen auf 2,06 Milliarden Euro – dem höchsten Wert seit Bestehen der Biotech-Branche. Insgesamt wurden 21 Deals verzeichnet.

Betrachtet man den Zeitraum der vergangenen 20 Jahre zeigt sich zudem, dass Anzahl und Volumina der M&A-Deals zunehmen, ein Trend, der sich weiter fortsetzen könnte: „Aktuell verfügen die Unternehmen der Biotech-Branche über reichlich Liquidität. Dies bedeutet, dass die Firmen eigenständig agieren können. In Zukunft ist jedoch im Zusammenhang mit bevorstehenden Patentabläufen und einem ruhigeren IPO-Markt eher von einer weiteren Zunahme an Fusionen und Übernahmen auszugehen. Hier werden auch deutsche Biotechs im Rahmen ihrer Wachstumsstrategie als Käufer auftreten.“

Um das Wachstum weiter zu sichern, ist die Branche auf qualifizierte Mitarbeitende angewiesen – doch auch in der Biotech-Branche zeigt sich: Der Fachkräftemangel wirkt sich als Wachstumsbremse aus. Zwar nahm die Anzahl der Beschäftigten bei den börsennotierten Biotechs um zwanzig Prozent zu und liegt jetzt bei 17.301. Doch in einem leergefegten Arbeitsmarkt konkurrieren die Firmen nicht nur untereinander um die besten Talente, sondern auch mit anderen Branchen. „Arbeitgeber können und müssen mit modernen, innovativen Angeboten herausstechen, um Talente zu gewinnen beziehungsweise zu halten. Hier ist vor allem das Management gefragt – um mit individuellen Maßnahmen die klügsten Köpfe von ihrem Unternehmen und ihren Ideen zu überzeugen.

Kritisch ist aber auch die Entwicklung von Management-Talenten. Eine bessere Vernetzung und gezieltes Mentoring von Gründerteams helfen Fehler bei Gründung und Aufbau von Firmen zu vermeiden. Hier kann deutlich mehr getan werden“, sagt Nuyken.

Die Studie können Sie hier kostenlos bestellen.

Quelle: Pressemitteilung Ernst & Young GmbH vom 09.06.2022


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